DATEN & FAKTEN
MIGRATION IN ÖSTERREICH
2014 lebten rund 737 800 Migrantinnen in Österreich – dies stellt 17% der österreichischen Bevölkerung dar[1]. Fast 49% der Migrantinnen kommen aus EU-Staaten oder aus der Schweiz, 51% sind in Drittländern geboren[2]. Diese Frauen sind sowohl in den höchsten als auch den niedrigsten Bildungsniveaus vertreten: Der Anteil der niedrig Ausgebildeten, aber auch der Anteil der Universitätsabsolventen ist bedeutend höher als der von ÖsterreicherInnen. Dennoch ist die Arbeitslosenrate bei Migrantinnen mit 10,5% signifikant höher, als die unter österreichischen StaatsbürgerInnen, diese liegt bei 6,4%. Da die Frauen und Mädchen unterschiedlichste Hintergründe haben, stellt die Anpassung an eine neue Kultur, Werte und Traditionen eine Herausforderung dar. Bildung spielt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle.
Im Hinblick auf die Herkunft der Migrantinnen können 3 Gruppen unterschieden werden:
Länder mit leichtem/kostenlosem Zugang zu Bildung und Geschlechtergleichberechtigung
Migrantinnen aus Ländern mit derartigen Möglichkeiten haben einen normalen Lebensstandard, Arbeits- und Integrationsmöglichkeiten. Dies trifft zumeist auf andere EU-Staaten zu. Der Großteil dieser Migrantinnen in Österreich kam im Jahr 2014 aus Deutschland.
Länder mit schwerem Zugang zu Bildung, geringe Geschlechtergleichberechtigung
51% der Migrantinnen in Österreich kommt aus einem Drittstaat. Viele dieser Frauen haben kaum Möglichkeiten zu Bildung in ihrem Herkunftsland. Aufgrund traditioneller Ansichten bleiben sie in den meisten Fällen zu Hause. Oft erschweren weitere Umstände, wie das Fehlen von sanitären Anlagen etc. den Zugang zu Bildung. Betroffene Frauen haben es schwer eine Arbeit zu finden oder außerhalb ihrer Gemeinschaft ein soziales Netzwerk aufzubauen. Dadurch entsteht ein enormes Abhängigkeitsverhältnis der Frauen und sie werden dadurch öfter Opfer von häuslicher Gewalt. Sie zählen zu den am wenigsten vertretenen Mitgliedern der Gesellschaft.
Statistiken vom November 2015 zufolge haben 21.861 Frauen in Österreich einen Asylantrag gestellt. Die meisten weiblichen und jugendlichen Asylsuchenden waren oft mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert und somit wurde ihr Zugang zu Bildung stark beeinträchtigt. Wenn sie in einem neuen Land ankommen, sind sie vor viele Schwierigkeiten gestellt, vor allem im Hinblick auf Bildung. Hauptländer sind Syrien, Afghanistan, Irak, Pakistan und Somalia[3].
Migrantinnen aus Kriegsgebieten mit kaum/keinem Zugang zu Bildung, Geschlechtergleichberechtigung und Menschenrechten

BILDUNG FÜR MIGRANTINNEN UND WEIBLICHE ASYLSUCHENDE
STELLTNACH WIE VOR EIN GROßES PROBLEM DAR –
AUCH IN ENTWICKELTEN STAATEN
Tradtionen und traditionelle Sichtweisen überschreiten Grenzen und haben einen großen Einfluss auf die Art und Weise wie Migrantinnen und ihre Eltern auf Bildung zugehen. Sogar Mädchen die in ein Land mit kostenlosem Zugang zu Bildung immigrieren, setzen ihre Bildung nicht weiter fort, oder absolvieren nur die Pflichtschule. Folglich verringern sich die Chancen einen Job zu finden und somit ein unabhängiges Leben zu führen.
Im Fall von Asylsuchenden und Flüchlingen ist die Lage schlimmer. Mehr als ein Drittel der Kinder die nicht in die Schule gehen leben in Kriegsgebieten, 52% davon sind Mädchen. Minderjährige Asylsuchende und Flüchtlinge in Österreich haben zwar theoretisch das Recht auf Bildung, trotzdem tragen mehrere Faktoren dazu bei, dass sie von einem höheren Bildungsweg ausgeschlossen werden. Wir müssen umgehend Barrieren und Hindernisse aus dem Weg schaffen, um den Mädchen ihr fundamentales Menschenrecht auf Bildung garantieren zu können. Langfristig trägt Bildung zu sozialem Zusammenhalt bei, sagt Expertin Monika Mayrhofer vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte[4].
IN ÖSTERREICH SIND MIGRANTINNEN UND ASYLSUCHENDE IMMER NOCH HÄUFIGER VON ARMUT BETROFFEN BZW. EINEM HÖHEREN ARBEITSRISIKO AUSGESETZT UND KÖNNEN IHREN BILDUNGSWEG HÄUFIG NICHT FORTSETZEN
Trotz der allgemeinen Schulpflicht in Österreich, besteht ein Ungleichgewicht an Bildungsmöglichkeiten, vor allem in Österreichischen Betreuungszentren, wo sowohl Familien mit Kindern als auch unbegleitete Asylsuchende während des Asylverfahrens untergebracht werden.
Lange Zeit wurden Deutschkurse nur gelegentlich in derartigen Einrichtungen angeboten. Erst im Herbst 2012 wurde in Traiskirchen freiwillige primäre und sekundäre Bildung angeboten. Diese war allerdings nur für einen kleine Gruppe von Kindern und Jugendlichen zugänglich[5].
Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, gibt es kaum adäquate Bildungsmöglichkeiten, außer Deutschkursen die in manchen Betreuungszentren angeboten werden. Für Mädchen und Jugendliche kann dies eine komplette Ausgrenzungen aus der Schule bedeutet, da sie oft in traditionellen Geschlechterrollen gefangen sind. Sie sind dadurch viel öfter in Abhängigkeitverhältnissen gefangen. Ihnen wird das fundamentale Menschenrecht auf Bildung somit verwehrt.
Einer Stude des European Migration Networks (EMN) zufolge, können minderjährige Asylsuchende in Österreich erst 6 Monaten nach ihrer Ankunft ihren Bildungsweg weiter fortsetzen; Andere Quellen zeigen, dass dies in der Praxis erst nach einem erfolgreichen Asylverfahren möglich ist[6].
Derzeit leben mehr als 7000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Österreich
Mädchen
3%
davon sind 3% Mädchen[7]
Für viele marginalisierte Gruppen, wie minderjährige UMF, stellt die Forsetzung ihres Bildungsweges eine große Herausforderung dar.
Viele der Mädchen wurden aufgrund eines bewaffneten Konflikts oder eines Krieges dazu gezwungen aus der Schule auszuscheiden.
Es gibt verschiedene Strategien um alternative Bildungsmöglichkeiten für die Betroffenen zu schaffen. Unser Mentoringprogramm bietet eine ganzheitliche Strategie an, um die Fortsetzung ihres Bildungsweges zu ermöglichen und ihnen verbesserte Chancen im späteren Berufsleben zu schaffen.

„Der Syrienkonflikt ist eine der größten akuten humanitären Krisen. Ein verbesserter Zugang zu Bildung für vertriebene und flüchtende Mädchen und Jugendliche in Österreich, hat für uns oberste Priorität“
- Free Girls Movement
BILDUNG IST EIN MENSCHENRECHT
Bildung ist ein fundamentales Menschenrecht und ist eine essentielle Voraussetzung für die Ausübung anderer Menschenrechte. Bildung fördert individuelle Freiheit, Empowerment und bringt wichtige Vorteile für die Weiterentwicklung von Jugendlichen. Die Frage der Bildung für Mädchen war immer durch mangelnde Gleichberechtigung oder fehlender Frauenrechte, schwierig in der tatsächlichen Umsetzung[8].
„Ohne Bildung für Mädchen
kann es keine Geschlechtergleichberechtigung
geben“
- Ms. Mlabo-Ngcuka
UN Women Executive Director
Bildung anzubieten ist eine gemeinsame Verantwortung, die nicht nur die internationale Gemeinschaft annehmen muss, sondern an der alle arbeiten müssen. Die Nachhaltigkeitsziele die von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen entschieden wurde besagen, dass niemand zurückgelassen werden soll. Es ist unsere Pflicht zu garantieren, dass die jetzt angekommenen Mädchen, nicht zu einer verlorerenen Generation werden. Wir müssen ihnen Bildung ermöglichen
- diese ist nicht nur für ihre individuelle Zukunft notwendig, sondern
auch für die Gemeinschaft. Es ist im besten Interesse der
österreichischen Gesellschaft, dass jeder die bestmögliche
Bildung bekommt und ein Umfeld geschaffen wird, in der
alle in Frieden und Toleranz zusammenleben können.
BILDUNG IST DER SCHLÜSSEL UM SCHÄDLICHE PRAKTIKEN ZU BEENDEN
Um Gleichberechtigung zu erreichen, müssen wir fundamentalen Problemen, wie etwa geschlechtsbezogener Gewalt (z.b. FGM) vorbeugen. Unsere Aufmerksamkeit gilt benachteiligten Mädchen, vor allem durch die Bildungsförderung und unser Mentoringprogramm.
IN ÖSTERREICH SIND SCHÄTZUNGEN ZUFOLGE 6000 MÄDCHEN JEDES JAHR OPFER VON WEIBLICHER GENITALVERSTÜMMELUNG –
LASSEN SIE UNS DAS BEENDEN!
FGM und andere geschlechtsbezogene Gewalt finden ihr Fundament in mangelnder Bildung. Diese Probleme bleiben bestehen und überschreiten Grenzen. In Österreich ist dies ein lang vernachlässigtes Problem. Um das ändern zu können, brauchen wir konkrete nachhaltige Maßnahmen, um durch Bildung und Bewusstseinsschaffung effektiv weiblicher Genitalverstümmelung in Österreich vorzubeugen.
Integration + Bildung =
Jobmöglichkeiten
In die Bildung von Mädchen zu investieren, fördert die Integration und zieht bessere Karrieremöglichkeiten nach sich. Weiters sind sozialer Zusammenhalt und wirtschaftliches Wachstum große Vorteile für den Staat.
Studien des Malala Funds zufolge hat eine Steigerung des Frauenanteils um 1%, die über einen sekundären Bildungsabschluss verfügen, zu einer Steigerung des Wirtschaftswachstums um 0,3% geführt. Bedeutender ist aber, dass die Steigerung der Alphabetisierung, das Wirtschaftswachstum um ganze 2% steigern kann und zusätzlich Innovation zur Folge hat. Dies ist somit nur ein weiterer Grund für die Investition in Bildung.
„Primärbildung ist nicht die Antwort, aber der erste Schritt in ein unabhängiges Leben!“
- Free Girls Movement
MÄDCHEN HABEN GROSSES POTENTIAL
- LASST ES UNS FREISETZEN!
Jahrzehntelange Forschung zeigt, dass besser ausgebildete Frauen mehr verdienen, bessere Jobs haben und dieses Geld in ihre Familien investieren. Wenn man bedenkt, dass viele Frauen in informellen oder schlecht bezahlten Jobs sind, bringt ein feste Anstellung und höhere Löhne auch bessere Möglichkeiten für die gesamte Familie und in der Folge auch für die Gesellschaft. Wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand kann nur dann nachhaltig wachsen, wenn wir die gesamte Bevölkerung miteinbeziehen und ihnen die gleichen Chancen ermöglichen.
Jedes zusätzliche Jahr in der Schule steigt das Einkommen um durschnittlich 12%. Mit überdurchschnittlichen Leistungen
in naturwissenschaftlichen Fächern, kann dies sogar um
durchschnittlich 18% wachsen[9].

[1] Migration & Integration – Schwerpunkt: Frauen 2014/15, ÖIF, Seite 2-4
[2] Ibidem, Seite 5
[3] Asylstatistik November 2015 - Bundesministerium für Inneres
[5] Idem
[6] Policies on reception, return, integration arrangements for, and numbers of unaccompanied minors in Austria, 2010, EMN Studies
[7] Bundesministerium für Inneres. GZ.: BMI-FW1200/0129-III/5/b/2016
[8] http://www.unesco.org/new/en/right2education
[9] Glass Half Full: Crisis Amid Progress, Seite 3